CURRENT PROJECT
Radikalisierungsforschung und -prävention in Deutschland
Expertenpanels als integraler Bestandteil eines Monitoringsystems und einer Transferplattform
Der Forschungsverbund MOTRA begegnet gewaltaffiner Radikalisierung durch Phänomenmonitoring, Wissenstransfer und Vernetzung. Die Berghof Foundation trägt hierzu mit Expert*innenpanels bei.
Timeframe: 2019 - 2024
Der deutschlandweite Forschungsverbund MOTRA (Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung) schafft eine zentrale Monitoringplattform zur Früherkennung und Prävention von Extremismus und dient als Anlaufstelle für Wissenschaft, Behörden, Zivilgesellschaft und Politik. Die Forscherinnen und Forscher führen ein systematisches und ganzheitliches Monitoring zum gewaltorientierten Radikalisierungsgeschehen in Deutschland durch.
Die Berghof Foundation ist am MOTRA-Monitoringsystem mit qualitativen Expert*innenbefragungen und Fokusgruppendiskussionen auf nationaler und regionaler Ebene beteiligt, in denen Wissenschaft, staatliche Stellen und Zivilgesellschaft vertreten sind. Die Panels sollen zum einen verdeckte und neue Radikalisierungsprozesse identifizieren. Zum anderen sollen unterschiedliche gesellschaftliche Perspektiven auf diese Phänomene und damit verbundene Herausforderungen erfasst werden. Längerfristig sollen sie auch dazu beitragen, die Praxisrelevanz der im Verbund verfolgten Fragestellungen sowie die Konfliktsensibilität von Erhebungsperspektiven und -instrumenten zu stärken.
Website: www.motra.info
Flyer mit Informationen zum MOTRA Forschungsverbund.
Hintergrund
Gegenwärtig wird ein zunehmendes, politisch motiviertes und in Teilen auch religiöses Radikalisierungsgeschehen in Deutschland beobachtet. Diese Entwicklung findet ihren Niederschlag unter anderem in politisch motivierter Kriminalität und Gewalt sowie in Formen expressiver Hasskriminalität. Gesellschaftliche Erscheinungen wie Radikalisierung, Extremismus bis hin zu Terrorismus sind sowohl für Sicherheitsbehörden als auch für unsere Gesellschaft eine dauerhaft große Herausforderung. Hierbei muss Terrorismus als ein Resultat mangelhaft geregelter gesellschaftlicher Konflikte verstanden werden, deren Analyse einer gleichzeitigen Berücksichtigung dreier Größen bedürfen: die handelnde Person, die handlungsmotivierende Ideologie und das jeweilige Umfeld. Diese stehen in einem engen Interdependenzverhältnis zueinander.
Besonderes Augenmerk liegt daher auf dem Aspekt der Erkennung und Prävention von Extremismus, noch bevor dieser in Gewalt umschlagen kann. Hierfür müssen Kenntnisse des Umfangs, der Entwicklung, der Formen und der Ursachen politischer und/oder religiös begründeter Extremismen erfasst werden. Analog zu einem komplexer werdenden Radikalisierungsgeschehen ist national sowie international eine Zunahme entsprechender Forschungs- und Praxisaktivitäten festzustellen, wobei die Entwicklung von Strukturen für einen umfassenderen, koordinierten Wissenstransfer innerhalb und zwischen den Arbeitsfeldern von Wissenschaft, Politik und Praxis hinter diese dynamische Entwicklung zurückfällt.
MOTRA leistet hier einen Beitrag zu einer umfassenden evidenzbasierten Gestaltung von Politik und Praxis. Dazu wird vor allem auf die Handlungsfelder Prävention und Bekämpfung gewaltaffiner Radikalisierung geschaut. Dabei verfolgt MOTRA zwei zentrale Ziele:
- Empirisch-analytische Zielsetzung: Monitoring des Radikalisierungsgeschehens in Deutschland
Das ganzheitliche und systematische Monitoring wird mittels multimethodischer, längsschnittig angelegter Phänomen-/Trendanalysen beziehungsweise vertiefender Fallanalysen implementiert. Ein systematisches Phänomenmonitoring ermöglicht eine schnellere Identifikation und Einordnung neuer Phänomenerscheinungen und bietet eine Informationsbasis für prognostische Aussagen zu bedeutsamen Phänomenentwicklungen. - Strukturelle Zielsetzung: Aktive Transferplattform Wissenschaft – Praxis – Politik
Die Transferplattform dient den Wissenschaftler/innen als ein Austauschforum, das auch eine kontinuierliche Bestandsaufnahme aktueller Forschungsbefunde beinhaltet. Mithilfe dieser zentralen Plattform sollen nicht nur die über das Monitoring erschlossenen Erkenntnisse vermittelt, sondern auch die in der Bundesrepublik bereits vorhandenen Forschungsinitiativen zum Phänomenbereich miteinander vernetzt werden, um Synergieeffekte zu begünstigen. Die zeitliche Distanz zwischen Generierung von Forschungsbefunden und deren Anwendungskontext wird mit der Transferplattform deutlich verkürzt.
Die Berghof Foundation wird auf ihrer Erfahrung als Gestalterin von Räumen für Dialog und Konflikttransformation aufbauen. Sie bringt das Feld der Friedens- und Konfliktforschung in das interdisziplinär aufgestellte Konsortium ein und bereichert es, indem sie iterativ und jährlich Expertenpanels auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene zusammenbringt. Diese Expertenpanels haben vier Ziele: (1) einen breiten Kreis von Akteuren in die Verfeinerung von (qualitativen) Forschungsergebnissen und -methoden einzubinden; (2) ein breites Spektrum von Stakeholdern in die Bewertung versteckter oder neuer Radikalisierungsprozesse einzubeziehen; (3) konfliktsensitive Datensammlung und Wissenstransfer zu ermöglichen; und (4) die empirisch-analytischen und strukturellen Projektziele durch die Organisation von Fokusgruppen und Stakeholder-Dialogen zu verbinden.
Partner und Finanzierung
Dem Projektkonsortium gehören folgende Institutionen an:
- Bundeskriminalamt (BKA), Wiesbaden (Konsortiumskoordination)
- Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Kriminologische Zentralstelle e. V., Wiesbaden
- German Institute for Global and Area Studies, Hamburg
- Berghof Foundation Operations gGmbH, Berlin
- Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gGmbH, Berlin
- Universität Hamburg
- Ludwig-Maximilians-Universität München
Das Projekt wird aus Mitteln des Zivilen Sicherheitsforschungsprogramms des Ministeriums für Bildung und Forschung finanziert. Das Projekt wird auch mit Mitteln des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat finanziert.
Publications from this project:
- "Weil das jetzt wirklich in den Mainstream reingeht“. Aktuelle Radikalisierungsdynamiken aus Sicht der Praxis Ergebnisse der regionalen Expert*innenbefragung 2022/2023
Michaela Glaser. 2023 - Radikalisierung, quo vadis?. Trends und Schlaglichter aus dem nationalen Expert*innenpanel
Michaela Glaser, Beatrix Austin. 2022 - Radikalisierungsprävention durch eine friedensfördernde Brille. Blinde Flecken und neue Perspektiven
Beatrix Austin, Andreas Schädel, Tilman Papesch. 2021
Publications from this project:
Uwe Kemmesies, Peter Wetzels, Beatrix Austin, Christian Büscher, Axel Dessecker, Sven Hutter & Diana Rieger: MOTRA-Monitor 2022. MOTRA. 2023.
Uwe Kemmesies, Peter Wetzels, Beatrix Austin, Christian Büscher, Axel Dessecker, Edgar Grande & Diana Rieger: MOTRA-Monitor 2021. MOTRA. 2022.
Uwe Kemmesies, Peter Wetzels, Beatrix Austin, Axel Dessecker, Edgar Grande, Isabel Kusche & Diana Rieger: MOTRA-Monitor 2020. MOTRA. 2021.
Related publications:
Engjellushe Morina, Beatrix Austin, Tim Jan Roetman & Veronique Dudouet: Community Perspectives on Violent Extremism: Strengthening local factors of social resilience. Policy Brief. Berghof Foundation. 2019.
Engjellushe Morina, Beatrix Austin, Tim Jan Roetman & Véronique Dudouet: Community Perspectives on Preventing Violent Extremism Lessons learned from the Western Balkans. Research Report. Berghof Foundation. 2019.
Karin Göldner-Ebenthal & Véronique Dudouet, with support from Marie Migeon: Dialogue with Salafi jihadi armed groups: Challenges and opportunities for conflict de-escalation. Berghof Foundation. Berlin 2019.
Cassandra Schützko & Hazem Elgafari: Preventing Radicalisation and Supporting De-Radicalisation. Approaches and Main Stakeholders in Germany. Berghof Mapping Study (available upon request). 2017.
Project lead
Beatrix Austin
Head of Department
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Team members
Michaela Glaser
Justin Nader
Media contact
Florian Lüdtke
Media and Communications Manager
+49 (0) 177 7052758
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