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FEATURE | 13 Jan 2020

„Ich bin immer optimistisch, was den Frieden betrifft“

Ein Gespräch mit Günther Bächler, Diplomat und Mitglied des Stiftungsrats der Berghof Foundation

Günther Bächler Günther Bächler

Günther Bächler, das neuste Mitglied in unserem Stiftungsrat, beantwortet Fragen zu seiner Karriere.


 

Berghof Foundation: Könnten Sie uns ein wenig über Ihre bisherige Karriere erzählen?

Ich habe begonnen Kunst zu studieren und bin dann in Basel Gymnasiallehrer geworden. Danach entschied ich mich, in Berlin Politikwissenschaft, Internationale Beziehungen und Geschichte zu studieren. Durch meine akademische Laufbahn sowohl am IFSH in Hamburg als auch bei swisspeace in Bern war ich in verschiedenen Konflikttransformationsprozessen, vor allem in Subsahara-Afrika, involviert.

Im Jahr 2001 wechselte ich ins Schweizerische Außenministerium, wo ich in der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) eine Abteilung für Konfliktprävention und Transformation mit aufgebaut habe. Einige Jahre später ging ich in die Politische und Diplomatische Abteilung. Ab 2004 verbrachte ich den Rest meiner Karriere im Ausland als Fazilitator in Nepal, in Darfur und an verschiedenen anderen Orten.

Die Schweizer Regierung schickte mich als Botschafter nach Georgien, wo ich mich in der Konflikttransformation im Südkaukasus, insbesondere in Abchasien und Südossetien, engagierte. In den letzten drei Jahren vor meiner Pensionierung, die im Grunde eine neue Phase in meiner aktiven Laufbahn darstellt, war ich unter drei OSZE Vorsitzenden – einer von ihnen war Frank-Walter Steinmeier - Sonderbeauftragter für den Südkaukasus, was mir viel Freude bereitet hat.

Was war Ihre größte Herausforderung in der Konflikttransformation und wie haben Sie sie bewältigt?

Die zweitgrößte Herausforderung war, ein Mandat für Fazilitation und Mediation von allen Seiten im Konflikt in Nepal zu erhalten. Ich musste die Maoisten erreichen, die zu dieser Zeit nicht sichtbar waren; ich musste den König kontaktieren, der für mich nicht erreichbar war, da er eine Inkarnation Gottes ist, und ich musste mit den demokratischen Parteien in Kontakt treten, die durch den ehemaligen Premierminister vertreten wurden, der die meiste Zeit Kette rauchend in seinem Schlafzimmer verbrachte und sehr krank war. Durch ständige Pendeldiplomatie, die sehr zeitaufwendig war, gelang es mir, einen Kommunikationskanal zwischen den Maoisten, den bodenständigeren Beratern des Königs und Herrn Koirala zu öffnen.

Über die größte Herausforderung kann ich (noch) nicht sprechen, da diese jetzt gerade in Westafrika im Gange ist.

Was hat Sie dazu bewogen, der Berghof Foundation beizutreten?

Ich bin seit meiner Zeit als Student an der Freien Universität im Berliner Stadtteil Dahlem, unweit des alten Berghof Büros, mit der Berghof Foundation in Kontakt. Mein Diplom über die NATO-Strategie habe ich bei Prof. Ulrich Albrecht, einem ehemaligen Direktor von Berghof, gemacht. Das ist allerdings schon lange her. Als Direktor von swisspeace stand ich mit vielen Kollegen von Berghof in regelmäßigem Austausch. Und ich habe bei Prof. Dieter Senghaas promoviert, der Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates ist. Deshalb habe ich mich nach all dem gefreut, einen Anruf von Johannes Zundel, dem Vorsitzenden des Stiftungsrats, zu bekommen, in dem wir die Möglichkeiten einer weiteren Zusammenarbeit ausloteten.

Wie wollen Sie Ihre Erfahrungen in die Arbeit der Berghof Foundation einbringen?

Ich denke, das ist eine Frage, die man den Kolleg*innen und der Geschäftsführung von Berghof stellen muss! Was ich anbieten kann, ist ein bisschen Erfahrung als Direktorin einer ähnlichen Institution (swisspeace), als Friedens- und Konfliktforscher sowie als Diplomat in internationalen Friedensprozessen...

Gibt es Grund dafür, im Jahr 2020 und darüber hinaus, in Bezug auf Konflikttransformation und Friedensförderung hoffnungsvoll zu sein?

Generell bin ich immer optimistisch, was den Frieden betrifft. Und in der Tat gibt es dafür viele Gründe: Es gibt nicht mehr so viele internationale oder subnationale Konflikte und damit verbundene Kampfhandlungen. Gleichzeitig gibt es soziale und politische Bewegungen junger Menschen auf der ganzen Welt, die uns sagen: Hört auf mit autoritärer Herrschaft, Autokratie und Oligarchie, hört auf mit der Umweltzerstörung und hört auf, ganze Bevölkerungen an den Rand zu drängen. Parallel beschäftige ich mich natürlich auch mit den großen Konflikten, die wir an Orten wie Syrien, der Ukraine, Libyen und Afghanistan erleben.

Und in der Tat, je mehr Zusammenarbeit wir in einer interdependenten und zerbrechlichen Welt brauchen würden, desto weniger scheinen die führenden Staatsoberhäupter und Entscheidungsträger zur Zusammenarbeit bereit zu sein. Der Mangel an kooperativer Sicherheit in Europa 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges ist ein Risikofaktor, dessen sich die meisten Menschen nicht bewusst sind.


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Florian Lüdtke
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