CURRENT PROJECT

ErinnerungsZeit – eine animierte Graphic Novel

Förderung von kritischem Geschichtsbewusstsein und Medienkompetenz

Workshop participant explains a graphic novel idea. Workshop participant explains a graphic novel idea. Photo © Dagmar Nolden, Berghof Foundation

Unsere animierte Graphic Novel lädt junge Menschen ein, aktiv an NS-Erinnerungskultur teilzuhaben. Sie sensibilisiert für Diskriminierung, damals wie heute, und regt an diese kritisch zu reflektieren.

Timeframe: 2022 - 2024


Das Projekt ErinnerungsZeit der Berghof Foundation schafft mittels einer animierten Graphic Novel einen digitalen, friedenspädagogischen Bildungsraum, der das kritische Geschichtsbewusstsein, sowie die Medienkompetenz Jugendlicher zwischen 14 und 17 Jahren fördert. Sie trägt zu einer multiperspektivischen, inklusiven und partizipativen NS-Erinnerungskultur im deutschsprachigen Raum bei.

In fünf Erzählsträngen stellt die Graphic Novel Biografien von Menschen ins Zentrum, deren Erfahrungen und Perspektiven in der deutschen NS-Erinnerungsarbeit bisher wenig Beachtung erhalten; Menschen, die bis heute systematische Ausgrenzung, (strukturelle) Diskriminierung und Hass erleben und in der Mehrheitsgesellschaft kaum Gehör finden. Die Erzählungen fokussieren auch auf Menschen, die sich damals wie heute, ihrer Privilegien bewusst, Verbündete suchen, um sich Diskriminierung und Verfolgung zu widersetzen.

Indem Jugendliche sich mit dem NS-Unrechtsstaat, dessen bis heute andauernden Folgen, aber auch verschiedenen Formen des Widerstands auseinandersetzen, wird ihre Handlungskompetenz als aktive Mitglieder einer Zivilgesellschaft gestärkt, deren Wirken in den virtuellen Raum reicht.

Hintergrund

Mit dem offiziellen Ende des 2. Weltkrieges in Europa am 8. Mai 1945 endeten auch die Verbrechen des NS-Unrechtstaats. Menschenfeindliche Phänomene wie Diskriminierung, Hass, Rassismus, und Verfolgungen dauern jedoch bis heute an. Es sind vor allem die Stimmen der marginalisierten Gruppen, die kaum Gehör in unserer Mehrheitsgesellschaft finden und systematisch ausgegrenzt werden. Auch sind ihre Erfahrungen und Erzählungen bis heute kein gleichberechtigter Teil der offiziellen Erinnerungskultur in Deutschland, und dass obwohl diese Menschen während der NS-Zeit verfolgt wurden und Widerstand geleistet haben.

Der Umfrage „policy matters“ (2020, DIE ZEIT) zufolge, würden 75% aller 14-19-jährigen Jugendlichen gerne mehr über den NS-Unrechtsstaat erfahren. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte würde sie außerdem für Formen von Rassismus und Diskriminierungen sensibilisieren. Somit werden digitale Formate, die von den Jugendlichen auch außerschulisch genutzt werden können, erforderlich, um sich eigenständig der Auswirkungen des NS-Unrechtstaats auf die Gegenwart bewusst zu werden.

Ansatz

Das Projekt “ErinnerungsZeiteine animierte Graphic Novel” schafft einen digitalen Bildungsraum, um das kritische Geschichtsbewusstsein junger Menschen zu stärken und deren Medienkompetenz zu fördern. Durch den dialogorientierten, friedenspädagogischen Ansatz entwickeln sie Empathie gegenüber marginalisierten Gruppen. Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma, Black and Indigenous and People of Color (BIPoC) und anderen Gruppen wird die Möglichkeit gegeben, ihre Erfahrungen und ihre Perspektive sichtbar zu machen. Das Format der Graphic Novel eignet sich insbesondere für Prozesse der Aufarbeitung geschichtlicher Ereignisse da sie komplexe Erzählstränge auf vielfältige Art und Weise durch die Kombination aus Grafik und Text niederschwellig darstellen. So ermutigen sie insbesondere Jugendliche zu einem kritischen Medienkonsum und zur kritischen Medienproduktion (Clark, 2013; William 2008).

Die Graphic Novel soll folgende Themen beinhalten:

  • Sinti und Roma und Antiziganismus
  • Jüdinnen und Juden und Antisemitismus
  • BIPoC und Rassismus
  • Nachkommen von Täter*innen, Diskriminierung und Scham
  • Mehrfachdiskriminierung
  • Widerstand und diskriminierungssensibles und privilegienbewusstes Handeln
  • Desinformation und Verschwörungsideologien

Eine Gruppe Studierender begleitet als Peers die Entstehung der Graphic Novel in einem interdisziplinären Uniseminar. In Zusammenarbeit mit den Projektpartner*innen und dem Projektteam erarbeiten sie die Erzählstränge der Graphic Novel. Sie begegnen und interagieren mit Repräsentant*innen der Gruppen, deren Sichtweisen und Stimmen die Graphic Novel verbreiten möchte. Wechselseitige Empathie entsteht, die wiederum zum (Selbst-)Empowerment aller Beteiligten beitragen kann. Dieses interaktive Konzept lädt bereits im Entstehungsprozess dazu ein, vielfältige und auch widersprüchliche Perspektiven zu teilen und fördert so eine gelebte multiperspektivische, partizipative und respektvolle NS-Erinnerungskultur.

Eine nationale Social-Media-Kampagne, in der die Graphic Novel bekannt gemacht werden soll, schafft einen virtuellen Ort, an dem sich junge Menschen und Multiplikator*innen austauschen und mit Erfahrungen von diskriminierten und verfolgten Menschen während der NS-Zeit und nach 1945 auseinandersetzen können.

Ziele und Ergebnisse

Die künstlerisch gestaltete, animierte und interaktive Graphic Novel ermöglicht Jugendlichen auf innovative Art und Weise sich explorativ und eigenständig mit dem Themen NS Unrechtsstaat, Widerstand und fortschreibender Diskriminierung nach 1945 zu beschäftigen und entsprechendes Wissen zu erwerben. Ihr Beitrag zu einer multiperspektivischen, inklusiven und partizipativen NS-Erinnerungskultur stärkt zugleich ihr Bewusstsein für (eigene) Privilegien und ihre diskriminierungssensiblen Handlungskompetenzen.

Eine Zielgruppenorientierung wird durch eine einschlägige Social-Media-Kampagne und Multiplikator*innen, der schulischen und außerschulischen historisch-politischen Bildung, für die spezifisch zugeschnittene Workshops und Lehrmaterialien erarbeitet werden, erreicht.

Schlüsselakteure

Zielgruppen des Projekts sind Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren und Multiplikator*innen der schulischen und außerschulischen historisch-politischen Bildung. Sie tragen zur Verbreitung der Graphic Novel bei, indem sie diese im schulischen und außerschulischen Bildungsbereich einsetzen.

Schlüsselakteure des Projekts sind junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die als Peers die Entwicklung der Graphic Novel unterstützen.

Partner und Förderer

Das Projekt „ErinnerungsZeit – Eine animierte Graphic Novel“ wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.


An der Umsetzung beteiligte Partner*innen sind der Verband Deutscher Sinti & Roma Landesverband Baden-Württemberg (VDSR BW), die KZ-Gedenkstätte Neuengamme als Teil der Stiftung Hamburger Gedenkstätte und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und Asamblea Desobediente.

 

 

Team members

Dagmar Nolden
Nicole Rieber
Anna Dorothea Wunderlich

 


Media contact

Florian Lüdtke
Media and Communications Manager
+49 (0) 177 7052758
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