FEATURE | 17 Jul 2023

Konfliktanalysen für den Unterricht an deutschen Schulen

Schüler*innen lernen, was in der Ukraine oder im Sudan passiert

image missing ALT text © Kenny Eliason, Unsplash

Wir helfen Lehrkräften, Analysen und Lösungsansätze zu gewalttätigen Konflikten in ihren Unterricht zu integrieren.


 

Wenn Schüler*innen sich mit Fragen zu den Kriegen in der Ukraine, in Afghanistan oder in Syrien an Lehrer*innen wenden, reicht ein kurzes „Das ist kompliziert!“ als Antwort nicht aus. Schon im frühen Alter wollen Schüler*innen wissen, worum es in solchen bewaffneten Konflikten eigentlich geht und welche Friedensinitiativen bereits existieren. Lehrende können nun auf ein vielfältiges Angebot zu diesem Thema zurückgreifen. Die Servicestelle Friedensbildung, die von der Berghof Foundation, der Landeszentrale für politische Bildung und dem Kultusministerium Baden-Württemberg getragen wird, hat Konfliktanalysen zu 18 Ländern veröffentlicht und erweitert die Materialsammlung stetig.

In dieser Zusammenarbeit zeigte sich die Stärke der Kooperation zwischen Konfliktforschung, praktischer Friedensarbeit und Friedensbildung besonders deutlich.Anne Kruck, Advisor for Peace Education Approaches

Im Zentrum des Angebots steht die Frage, wie wir umfangreiches Wissen über Konflikte in verschiedenen Weltregionen kurz und knapp vermitteln können. Schüler*innen wollen verstehen, worum es in den einzelnen Ländern geht, wer beteiligt ist und welche Friedensbemühungen bereits unternommen werden. Besonders seit dem Krieg in der Ukraine wurde dieser Bedarf sichtbar. Daraus entstand die Idee, Modelle und Erklärungsansätze aus der praktischen Friedensarbeit sowie aus der Friedens- und Konfliktforschung für die Schule aufzubereiten und Analysen von Konflikten aus aller Welt bereitzustellen.

Studierende der Friedens- und Konfliktforschung erarbeiteten diese Analysen nach einem zuvor vom Team der Servicestelle entwickelten Schema. Die Länderexpert*innen der Berghof Foundation steuerten im Anschluss ihr Feedback zu deren Analysen bei. „In dieser Zusammenarbeit zeigte sich die Stärke der Kooperation zwischen Konfliktforschung, praktischer Friedensarbeit und Friedensbildung besonders deutlich“, sagt Anne Kruck, die das Projekt von Seiten der Berghof Foundation betreut. „Die Analysen sind dadurch wissenschaftlich fundiert, mit Regionalexpertise und Praxiserfahrung angereichert und zugleich verständlich für Schüler*innen aufbereitet“.

Die Servicestelle Friedensbildung Baden-Württemberg hat Konfliktanalysen aus friedenpädagogischer Sicht für zahlreiche Länder weltweit erstellt – u.a. für Afghanistan, Syrien oder die Ukraine.
Die Servicestelle Friedensbildung Baden-Württemberg hat Konfliktanalysen aus friedenpädagogischer Sicht für zahlreiche Länder weltweit erstellt – u.a. für Afghanistan, Syrien oder die Ukraine.
Mit den Analysen lernen Kinder und Jugendliche die Geschichte und Hintergründe der einzelnen Konflikte – wie hier beispielsweise im Jemen – kennen.
Mit den Analysen lernen Kinder und Jugendliche die Geschichte und Hintergründe der einzelnen Konflikte – wie hier beispielsweise im Jemen – kennen.
Arbeitsblätter regen die Schüler*innen an, die Positionen und Bedürfnisse der verschiedenen Konfliktparteien zu verstehen.
Arbeitsblätter regen die Schüler*innen an, die Positionen und Bedürfnisse der verschiedenen Konfliktparteien zu verstehen.
Anhand des Konfliktbaum-Modells werden die Ursachen und Auswirkungen besprochen.
Anhand des Konfliktbaum-Modells werden die Ursachen und Auswirkungen besprochen.
Um verschiedenen Kompetenzstufen gerecht zu werden, werden auch Konfliktanalysen in einfacher Sprache, wie zum Beispiel zu Afghanistan, angeboten.
Um verschiedenen Kompetenzstufen gerecht zu werden, werden auch Konfliktanalysen in einfacher Sprache, wie zum Beispiel zu Afghanistan, angeboten.
Für den Fremdsprachenunterricht liegen Analysen in Spanisch, Englisch und Französisch vor.
Für den Fremdsprachenunterricht liegen Analysen in Spanisch, Englisch und Französisch vor.
Für die höheren Klassenstufen bietet die Servicestelle auch Material an, damit Schüler*innen lernen, wie sie selber eine Analyse verfassen können.
Für die höheren Klassenstufen bietet die Servicestelle auch Material an, damit Schüler*innen lernen, wie sie selber eine Analyse verfassen können.

Außerdem wurden einige Analysen in leichter und einfacher Sprache verfasst, um verschiedenen Kompetenzstufen gerecht zu werden. Für den Fremdsprachenunterricht wurden mehrere Konfliktanalysen auch ins Englische, Französische und Spanische übersetzt.

Ziel der Materialien ist, dass Schüler*innen ihre Analysefähigkeiten stärken. Zusätzlich zu den Konfliktanalysen selbst gibt es daher Arbeitsanregungen für verschiedene Jahrgangstufen. Jüngere Schüler*innen lernen vor allem, Konfliktanalysen zu lesen. Sie arbeiten mithilfe des Konfliktbaum-Modells Ursachen und Wirkungen von bewaffneten Konflikten heraus. Höhere Jahrgänge analysieren die Positionen, Interessen und Bedürfnisse von Konfliktparteien und in der höchsten Stufe können eigene Konfliktanalysen mit Friedensfokus erstellt werden.

Ein weiteres Ziel des Angebots ist, dass Schüler*innen durch das Beschäftigen mit Konflikten in Zukunft Nachrichten auch aus „vergessenen Krisenregionen“ stärker wahrnehmen und Informationen dazu besser einordnen. Die Analysen sollen sichtbar machen, wo international und lokal bereits Friedensbemühungen stattfinden. Außerdem beleuchten die Analysen Debatten darüber, welche Friedensbemühungen noch erforderlich sind.

Die Kompetenz, einen kriegerischen Konflikt zu analysieren, ist im baden-württembergischen Bildungsplan für die Klassenstufe 10 in Gemeinschaftskunde festgeschrieben. Dadurch knüpft das Material direkt an den Lehrplan an und ist für die Lehrkräfte im Unterricht einsetzbar. So betont eine Lehrkraft in der Evaluation einer Lehrkräftefortbildung: „Die Themen, die Links und Hinweise, die Übersichts- und Lösungsblätter, die Hintergrundinformationen, ... dies alles war wunderbar!“

Die Konfliktanalysen werden stark nachgefragt. Allein die Nutzer*innenzahlen auf unserer Website haben sich seit der Veröffentlichung verzehnfacht.Dr. Julia Hagen, Leiterin der Servicestelle Friedensbildung

Wie gut das Material ankommt, zeigt sich auch in den Zugriffszahlen: „Die Konfliktanalysen werden stark nachgefragt. Allein die Nutzer*innenzahlen auf unserer Website haben sich seit der Veröffentlichung verzehnfacht“, sagt Dr. Julia Hagen, Leiterin der Servicestelle Friedensbildung. „Dies motiviert uns, den Materialpool schrittweise zu ergänzen und zu aktualisieren.“ Derzeit entstehen ein Lernposter sowie ein Erklärvideo, die mithilfe von Zeichnungen die Schritte einer Konfliktanalyse illustrieren. Außerdem werden kontinuierlich Konfliktanalysen ergänzt, wie zum Beispiel zu den Konflikten im Sudan oder Iran.


Alle Materialien sind auf der Website der Servicestelle Friedensbildung zu finden.


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